Filmkritik “The Materialists” aus Finanzbloggerin Perspektive
Ich habe mir den Kinofilm “The Materialists” angeschaut mit Dakota Johnson als Lucy.
Eine romantische Liebeskomödie wie früher in den 90ern mit Meg Ryan oder Julia Roberts?
Nein.
Vergiss den Begriff “Romcom”. Die Werbung des Films ist irreführend. Es ist keine romantische Komödie. Eher ein satirisches Sozialdrama.
Über das verrückte, realitätsferne Dating-Verhalten in der heutigen Zeit.
Worum geht es im Film The Materialists?
Es geht um eine junge Frau, die sich zwischen einem reichen und einem armen Mann entscheiden soll. Sie ist Mitarbeiterin einer Partnervermittlung und bekommt dort allerlei Ansprüche und Dramen ihrer Klientinnen und Klienten mit.
Lucy hat einen armen, aber netten Ex-Freund. Sie hat damals unter seiner Armut “gelitten”. Nun lernst sie ein “Unicorn” kennen, so werden Männer genannt, die all die besten Traits in sich vereinen: gutes Aussehen, top Familie, sehr reich, gebildet, anständig. Zumindest auf den ersten Blick scheint alles perfekt. Und Lucy merkt, dass sie sich selber aufgewertet fühlt, weil dieser Mann ihr Aufmerksamkeit schenkt.
Sie wird durch die Aufmerksamkeit eines reichen Mannes selber zu einer wertvolleren Person – so scheint es.
Ilm Film zeigt sich, dass Frauen und Männer scheinbar immer mehr das Gefühl haben, sie hätten nur das Beste verdient: den schönsten, reichsten Partner, die hübscheste, schlankste Freundin.
Und fordern es auch erbarmungslos ein.
Dating-Apps sind voll mit Checklisten, als wären die Singles Investment-Bankerinnen, die nach der „höchsten Rendite“ suchen.
Das Resultat? Nervenzusammenbrüche, Frust und alles nochmal von vorne.
Und die Freundinnen hypen weiter: “du hast etwas besseres verdient”.
Dass auf beiden Seiten Menschen stehen mit einer eigenen Lebensgeschichte, wird dabei natürlich vergessen. Es zählt nur: what does this person bring to the table?
And what`s in for ME ME ME.
Wie Frauen ihren Wert bemessen
Viele Frauen messen ihren eigenen Wert daran welchen Status der Partner mitbringt.
Für Frauen bedeutet oft, wenn der Mann viel oder alles bezahlt, dass sie selbst als Frau wertvoller ist.
Diese Zitate aus dem Film benennen es sehr schön:
you like me? when did that happen? i think its the way you pick up the bill.
Du magst mich? Seit wann eigentlich? – Ich denke, es hat mit der Art zu tun, wie du die Rechnung begleichst.
how expensive a meal is makes the date romantic.
Je teurer das Essen ist, desto romantischer wirkt das Date.
a rich man makes me feel valuable.
Ein reicher Mann gibt mir das Gefühl, wertvoll zu sein
Sein Bankkonto wird zum Spiegel des Selbstwertgefühls.
Gnadenloser Tauschhandel der Oberflächlichkeiten
Warum wollen so viele Frauen einen reichen Mann?
Oder zumindest einen, der mehr verdient als sie.
Gross und gutaussehend soll er sein.
Kleine und arme Männer haben keine Chance bei selbsternannten “High Value Women”. Im Film wird das sehr schön angedeutet. Denn der reiche Prinz ist eigentlich ein kleiner Mann, der sich die Beine verlängert hat. Auch hier wird also geschummelt.
Störend natürlich, dass ein Mann mit 1.70 cm als weniger wertvoll angesehen wird. Aber so ist scheinbar die Realität.
Auf beiden Seiten gibt es gnadenlose Regeln.
Den eigenen Wert messen, wie sehr man als Prinzessin behandelt wird
Frauen haben gelernt, ihren Wert daran festzumachen, wie viel jemand bereit ist, für sie zu „bezahlen“.
Ein Mann, der grosszügig ist, gibt Frauen das Gefühl, selbst wertvoller zu sein.
Frauen sind seit Kindertagen an getrimmt worden, Prinzessinen als Role-Models anzusehen. Prinzessinen müssen nichts tun – ausser die Schönste sein – dann bekommen sie den Prinz automatisch.
Dafür wird gern ein Auge zugedrückt, wenn Charakter oder echte Nähe fehlen.
Klingt hart? Ist es auch.
Aber es steckt tief in unserem kulturellen Mindset.
Von Pretty Woman bis Sex and the City wurde uns die Geschichte verkauft, dass romantische Liebe Hand in Hand mit finanzieller Sicherheit gehen muss.
Wäre Carries Faszination für Mr. Big dieselbe gewesen, wenn er arm gewesen wäre?
Vom reichen Mann – dem Prinzen – ausgewählt zu werden.
Dann mit seiner Kreditkarte shoppen zu gehen, als gäbe es kein Morgen.
Das ist das grösste Lebensglück einer Frau.
Oder so.
Und das vergiftet uns Frauen, schon immer.
Wir sehen es dann nicht mehr als nötig an, uns selbst ums Geld zu kümmern. Nicht, weil wir das nicht in der Schule nicht beigebracht bekommen.
Sondern weil die wahre Währung einer Frau ihre Aussehen ist. Und wenn das stimmt, dann muss sie sich ums Geld keine Gedanken mehr machen.
Vor den Freundinnen wird geprahlt, wenn man denn den reichen Mann geangelt hat. Das Höchste aller Gefühle, wenn man das schafft.
Aber das geht nur, wenn das Aussehen stimmt, das wissen schon 10-jährige Mädchen.
Anstatt selber das Geld dafür zu verdienen und sich den Traum zu verwirklichen.
Nicht förderlich für das Money Mindset.
Und auch der Grund, warum Social Media voll ist mit Frauen und Mädchen, die Vorher-Nachher-Bilder ihrer Gewichtsabnahme zeigen, die krasse Ernährungstipps teilen, exzessiv Sport machen, horrend teure Beautybehandlungen über sich ergehen lassen. Kurz – es ist normal, das sich für eine Frau alles ums Aussehen dreht.
Man fragt sich, warum.
Vorbereitung auf den Tauschhandel?
Traumfrau gegen Traumbankkonto?
Das war schon immer so. Aber was macht dieses Rat Race mit uns?
TikTok, Ehrenmänner und alte Märchen in neuem Outfit
Scrollt man heute durch TikTok, könnte man meinen, die Hälfte aller Clips dreht sich um Ehrenmänner, die beim Date immer zahlen.
Da sitzen junge Frauen, die längst eigenes Geld verdienen, vielleicht sogar schon ETFs besparen, und dennoch gilt: „Ein richtiger Mann zahlt die Rechnung“.
Ganz nach dem Motto:
Das Geld des Mannes gehört beiden. Das Geld der Frau gehört der Frau.
Das Paradoxon?
Wir leben in einer Zeit, in der Frauen ihr eigenes Vermögen aufbauen, ihre eigenen Wohnungen kaufen, Karrieren hinlegen.
Und trotzdem hält sich dieser Kult: der Mann als wandelnder Geldautomat, die Frau als „Investment“, das gepflegt werden muss.
Ironisch gesagt: Willkommen in der Gleichberechtigung 2.0. Powered by Social Media und gesponsert von seinem Kreditkartenlimit.
Wer zahlt, bestimmt.
Wer zahlt, hat die Macht.
Frauen vergessen das.
Bis es wieder zu diesen klassischen Episoden kommt, von denen viele Frauen erzählen. Finanzielle Gewalt in der Beziehung, nicht trennen können, oder dann doch Trennung, keine Ahnung von Finanzen, wenig Geld nach einer Scheidung.
Der Prinz bleibt nicht zwangsläufig immer ein Prinz.
Das wahre Leben ist kein Märchen.
Wie viele Generationen noch, bis das alle Frauen verstanden haben?
Wieder ein paar mehr wegen dem Tradwife Backlash.
Filmkritik The Materialists: Warum ist Geld so emotional?
Spannenderweise wird Geld erst dann emotional, wenn es nicht unser eigenes ist.
Solange wir selbst finanziell unabhängig sind, ist Geld rational.
Sobald es um „sein“ Geld geht: wer bezahlt das Dinner, die Ferien, die Miete, wird es zur Projektionsfläche für Zuneigung, Anerkennung und Selbstwert.
„Du magst mich?“
„Wann genau?
Vielleicht in dem Moment, als du die Rechnung übernommen hast.“
Was der Film Materialists uns spiegelt
Wie viel von dem, was wir Liebe nennen, ist eigentlich Bedürfnis nach Status, Sicherheit, Anerkennung
Besonders die Beziehung zwischen Lucy und ihrem Ex zeigt: Echte Geborgenheit hat mit Geld wenig zu tun und lässt sich nicht kaufen.
Und doch, ein bisschen Hollywood Romcom kommt am Ende doch noch hervor.
Das Ende ist kitschig.
Und absolut realitätsfern.
Keine “High Value Woman” entscheidet sich für den Armen, wenn sie die Wahl hat.
Der reiche Mann entpuppt sich als unsicherer Blender, der arme Mann ist schlussendlich als selbstbewusster Held der Herzen.
Die Weltordnung ist wieder hergestellt.
Filmkritik The Materialists: Die Finanzbloggerin Botschaft
Wir Finanzbloggerinnen kämpfen nicht umsonst für finanzielle Unabhängigkeit.
Der wahre Wert einer Beziehung liegt nicht in Geld oder Status.
Jeder Mensch sollte sein eigenes Konto, eigene Rücklagen, eigene Investments haben.
So lässt es sich entspannt bleiben bei der Partnerwahl. Ich finde, wenn du als Frau selber ein gewisses Vermögen hast, ist das einzige, was ein Mann dir bieten kann, wie er sie behandelt.
Er braucht sich nicht hinter seinem Reichtum zu verstecken.
Jede Frau sollte sich nicht abhängig machen vom Bankkonto des Mannes.
Die Sprüche sind schnell gesagt. Ein Mann ist keine Altersvorsorge.
Aber liebe Frauen, zieht es dann auch wirklich durch in der Realität. Es gilt sich zu lösen von diesem traditionellen Märchen-Mindset und endlich in der Realität des Lebens anzukommen.
Denn nur wer finanziell selbstständig ist, kann auf Augenhöhe eine Beziehung führen.
Sonst wird aus Liebe ein Vertrag und aus Nähe eine Bilanz.
Gemeinsam können Paare ihre finanziellen Kräfte bündeln, aber es darf kein überzogenes Ungleichgewicht entstehen, das Abhängigkeiten schafft.
So viele Frauen sind in diese Falle getappt.
So viele Geschichten in Internet-Foren.
Und immer noch nichts gelernt.

Finanzbloggerin
Zertifizierte Vermögensberaterin IAF
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